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helenadolderer

Same same but different: Lieben und lieben lassen

Aktualisiert: 12. Okt. 2022



Monogame Partnerschaft, offene Beziehung, offene Ehe, Dreierbeziehung. Möchte man die Art, zu lieben, in eine Definition stecken, gibt es da so unterschiedliche Farben wie im Lippenstiftregal bei Rossmann. Gemeinsam haben alle im Optimalfall die aufrichtige Liebe zwischen zwei oder mehr Menschen. Und doch liegen manchmal Ozeane zwischen den gelebten Realitäten.


Die meisten von uns sind in und mit monogamen Beziehungen aufgewachsen. Das hat unter anderem einen ganz pragmatischen Grund: Heiraten kann man in Deutschland nur einen Menschen. Und das war bis vor wenigen Jahrzehnten quasi ein Muss, um sozial anerkannt und akzeptiert zu werden und damit der Norm zu entsprechen. Seitdem ist die Ehe zwar immer noch, besonders in finanzieller und rechtlicher Hinsicht, vorteilhaft (dazu wann anders mehr), aber längst nicht mehr das, was sie mal war. Für Eheleute bedeutet sie ein glückliches Zugeständnis an die langfristige Beziehung. Eine Partnerschaft ist dennoch inzwischen auch ohne den Ehevertrag legitim. Endlich kann jede:r so verbindlich oder unverbindlich lieben, wie es sich gut anfühlt. Oder?


Monogamie, das bedeutet, eine exklusive romantische Beziehung zu führen. Gelebt kann man es in den allermeisten Fällen auch serielle Monogamie nennen, also mehrere monogame Partnerschaften im Laufe des Lebens mit mehreren Menschen nacheinander. Das gilt gesellschaftlich als völlig normal. Währenddessen werden nicht-monogame Liebensweisen oft immer noch belächelt und nicht für voll gehalten. Als Gegenpol zum Konzept der Monogamie bauen polyamor lebende Menschen buchstäblich Liebesbeziehungen zu mehreren Menschen gleichzeitig auf. So, wie mehrere Freund:innen zu haben.


Nur weil ich mit Cem gerne ein gemütliches Käffchen im Café um die Ecke trinke und mit Karla lieber im Technoclub tanzen gehe, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass ich Cem oder Karla mehr mag. Oder meine Zuneigung begrenzt ist und ich mich entscheiden muss. Ich teile mit ihnen schlichtweg unterschiedliche Interessen und Momente und lebe verschiedene Bedürfnisse aus. Bei der Polyamorie geht es weniger (aber auch) um Sex, als um solche emotionalen Bindungen (auch dazu an anderer Stelle mehr). Exklusivität, sowohl körperlich als auch emotional, wird über den Haufen geworfen, Grenzen werden neu abgesteckt und individuell verhandelt.


Love is a feeling, monogamy is a rule. Was auf den ersten Blick hart klingen mag, ist in meinen Augen überhaupt nicht als Angriff auf die Monogamie zu verstehen. Das Zitat drückt vielmehr aus, dass das monogame Beziehungsmodell heutzutage nach wie vor staatlich gewünscht ist und gesellschaftlich größtenteils befürwortet wird. Und gerade das ist doch der blöde Knackpunkt: Monogamie kann ohne Frage etwas ganz Wundervolles sein und Stabilität und Sicherheit bedeuten – aber eben nicht für alle Menschen. So wie manchen Leuten süße Wassermelone in Kombination mit salzigem Feta verdammt gut schmeckt, andere das aber ganz und gar nicht lecker finden.


Ganz klar ist: Das Nonplusultra als Rezept für ein glückliches L(i)eben gibt es nicht. Es geht nicht darum, was besser oder schlechter ist. Stattdessen geht es meiner Ansicht nach darum, selbstbestimmt und frei und ohne gesellschaftlichen Druck zu entscheiden: Was macht mich glücklich? Wie möchte ich leben und lieben? Und das auch zu dürfen. Niemand muss verstehen oder persönlich nachempfinden, warum ich welchen Weg gehe, aber alle sollten das zumindest tolerieren. Senf dazugeben, okay, aber woher willst du wissen, was sich für mich gut anfühlt? Da musste ich beim Schreiben gerade unvermittelt an das tatsächlich erste Video auf meinem allerersten Handy denken. Finde ich gerade sehr passend und ein schönes Schlusswort, natürlich mit einem Augenzwinkern:


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